Forward guidance ist ein Werkzeug der Notenbanken, mit dem sie ihre geldpolitische Macht ausüben. Es wird hauptsächlich dafür genutzt, die Markterwartungen hinsichtlich der Zinsen von Staatsanleihen zu beeinflussen. Dies geschieht durch das einfache Verfahren der Veröffentlichung der eigenen Markterwartungen. Der Markt verhält sich im allgemeinen so, dass er sich die Erwartungen der Notenbanken zunutze macht.
Herr Draghi hatte im Juni 2012 in seinem ersten einschlägigen Kommentar zur Zinsentscheidung der EZB auf die Anwendung dieses Instrumentes hingewiesen und wiederholt in seinen Reden bestätigt.
Jüngst entließ er ein forward guidance, das in den Medien kursierte. Reiht sich Herr Draghi nun in die Riege der zahlreichen Crash-Propheten? EZB: Scharfte Korrektur an den Finanzmärkten
Wird die EZB am kommenden Donnerstag eine Entscheidung zur Zinssenkung veröffentlichen oder davon Abstand nehmen, obwohl die Märkte darauf warten? Die Zinsen sind schon historisch niedrig und ein weiteres Absenken des Niveaus läßt befürchten, dass eine Flucht aus den Staatsanleihen einsetzen könnte, was einerseits die Aktienmärkte kurzfristig nach oben treiben könnte, andererseits die hochverschuldeten Staatswesen enorm belasteten würde, so dass in Frage stünde, wie die Staatsanleihen, der ehemals sichere Hafen des Geldes, in Zukunft bedient werden könnten, respektive, wie die Staatswesen, trotz zunehmender Zinsbelastungen, ihren Aufgaben auch in Zukunft nachkommen könnten. Letztlich wäre ein Zusammenbruch des Finanzsystems absehbar.
Forward guidance übernimmt die Funktion eines Orakels. Nicht nur Herr Draghi erwartet, dass es seine Wirkung entfaltet.
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Bis zum 05. Juni werde ich keinen weiteren Letter schreiben, liebe Leser. Einerseits erwarte ich bis zum genannten Zeitpunkt wenig Bewegung im Markt, andererseits bin ich in den kommenden Tagen anderweitig gefordert.
Mein forward guidance für Dax lautet: Der Index wird bis zum genannten Termin mehr oder weniger eng an der blauen Trendlinie hinaufkrabbeln. Ich erwarte eine extrem niedrige Volatilität. Sein Ziel wird er voraussichtlich am Donnerstag im Bereich 10.043, 10.049, 10.054 oder auch 10.060/10.062 erreichen. Eventuell wählt er genau 10.054 aus. Das fände ich spannend. Am Tage darauf wird Dax vermutlich beginnen, langsam abzubröckeln und wird voraussichtlich bis zum 11.Juni im Bereich 9.878, 9.858 oder auch 9.835 landen. Von dort aus könnte er einen Anlauf nehmen in Richtung 10.242.
Für S&P habe ich eine vergleichbare Erwartung entwickelt. Die Zielmarke liegt im Bereich von 1.929,6 Punkten. Dort wird voraussichtlich ein Rücksetzer auf 1.902 oder 1.897,4 eingeleitet werden. Anschließend könnte S&P 1.966 Punkte anstreben.
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Auch für Nasdaq liegt mein forward guidance vor. Der Index könnte bis 3.782 /3.784 kommen und anschließend 3.690 testen. Sein höheres Ziel liegt bei 3.858,5 Punkten.
Dow könnte 16.822 anstreben und anschließend auf 16.498 fallen; von dort aus könnte er bis 16.951 steigen, später auch bis 17.465.
Natürlich kann ich nicht davon ausgehen, dass mein forward guidance so viel Einfluss haben wird , wie die des Herrn Draghi. Deshalb gebe ich hier keine Handelsempfehlungen, nur mein Hypothesen kund, die sich aus theoretischen Überlegungen herleiten lassen und vom Markt bestätigt werden müssten.
Ein Augenmerk habe ich seit einiger Zeit auf Yuan im Verhältnis zum Dollar. Staatsanleihen sind ein Brennpunktthema. Man macht gerne auch bei währungspolitischen Maßnahmen von ihnen Gebrauch.
Peking setzt wahrscheinlich seine Verkäufe von US-Staatsanleihen fort. Mir scheint es gibt Gegenwehr – durch wen auch immer.
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Versuchte Herr Draghi den Euro gegenüber dem Dollar zu verbilligen, würde dies vermutlich von Amerika nicht so gern gesehen werden. Amerika ist bestrebt den Dollar niedrig zu halten. Euro ist im Dollar-Index mit anteilig 57,6% gewichtet. Auch unter diesem Aspekt dürfen wir gespannt sein auf Donnerstag den 05.Juni.
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Aufmerksamkeitslinie:
Dax schloss am Freitag um 22.00 Uhr bei verhältnismäßig gutem Handelsvolumen mit 9.951 Punkten knapp im Abwärtsmodus.
Meine Aufmerksamkeitlinie für Montag befindet sich bei 9.954 Punkten.
Bis zum 5.Juni rechne ich damit, dass Dax nicht wesentlich unter 9.913 fällt. 9.948, 9.930 und 9.913 bleiben wichtige Auffangmarken. Kann Dax sich nicht daran halten, müsste man aufpassen, ob der deutsche Index sich anders verhalten möchte, als ich es erwarte. Unterhalb von 9.820 würde das Ausbruchsgap geschlossen. Das würde ich zur Kenntnis nehmen und einen negativen Fortgang erwarten.
Gesundheit und Wohlbefinden
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