Auf Messers Schneide – Rivalen am Abgrund

Die Überschrift meines heutigen Letters entspricht dem deutschen Titel eines amerikanischen Filmes aus dem Jahre 1997 “The Edge” / der Rand, die Kante, die Grenze. Es ist kein herausragender Film, aber mit Anthony Hopkins in einer der beiden Hauptrollen.

Ich erwähne dies, weil die Geschichte, die der Film erzählt, aus der Entfernung betrachtet, nicht nur die Situation der Märkte beschreibt sondern auch das, worum es sich im Kern  dreht:

Zwei Männer sind Rivalen im Kampf um die Vorherrschaft, die Liebe einer schönen Frau. Doch besondere Umstände setzten sie der Wildnis in Alaska aus, in der sie nur gemeinsam überleben können. “In der Herausforderung ihres Lebens müssen sie erkennen, dass die größten Gefahren in ihnen selbst lauern …” so der Kommentar eines Filmkritikers.

Sie werden leicht bemerken, dass ich die beiden Männer in Herrn Obama und Herrn Putin wiedererkenne.

Die Geschichte dieses Filmes mit den politischen Hauptdarstellen werde ich Ihnen anhand der Märkte und des Geschehens seit Juni 2012 erzählen.

DAX Pro

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Geht es um Geld, geht es um Frauen. Die schöne Frau, um die es in der heutigen Geschichte geht, ist der Weltmarkt. Wer kann ihn erobern, wer beherrschen, und wer sich darin behaupten? Nur wer das Geld beherrscht, beherrscht die Welt.

Wir müssen uns in die Wildnis der Währungsmärkte begeben, jenseits von Euro und US-Dollar, und uns erinnern, dass aufgrund von Tapering ein steigender US-Dollars zu erwarten gewesen wäre.  Das ist nicht geschehen. In die Zusammenhängen, die sich dahinter  verbergen, versuche ich etwas Licht zu bringen.

Das Szenario:

Bislang wurden alle Rohstoffe in US-Dollar gehandelt.  Wird sich das ändern?

Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir auch vor dem Crash in 2007 ein Bestreben, den Dollar als Handelswährung zu erschüttern. Damals waren es einige arabische Staaten, die gerne ihr Öl auch  in Euro gehandelt hätten.

Heute steht der Yuan im Focus. China ist der zweitgrößte Gläubiger, nach der FED, und hält amerikanische Staatsanleihen in außerordentlicher Größenordnung, gefolgt von Japan als drittstärkstem Gläubiger des amerikanischen Verschuldungssystems.

Im Prozess der Anhäufung von amerikanischen Staatsanleihen ist die chinesische Währung gegenüber dem Dollar im Verlauf der Jahre immer teurer geworden.  Dies stört China; es trägt zu einer Abschwächung seiner Wirtschaft bei.  Im Umfeld einer allgemeinen  Politik der Währungsabwertung zum Zwecke der Wirtschaftsförderung  ist China an eine Grenze gelangt.

Wir schauen uns daher einmal den US-Dollar im Verhältnis zum Yuan (Renminbi), der chinesischen Währung, an.

Der Abwärtstrend des USD im Verhältnis zum Yuan stammt aus dem Jahr 2005 und war, mit Ausnahme einer Seitswärtsbewegung in den Jahren 2007 bis 2010, kontinuierlich.

 

Gegen diese Entwicklung wehrte sich die chinesische Notenbank zum ersten Male im März 2012, was die Märkte unter enormen Druck brachte, und  Dax 1.200 Punkte Verluste bis Juni 2012 bescherte.

 

Mit dem ersten Auftritt Herrn Draghis am 28.Juni 2012 und seinen Kommentaren zum Zinsentscheid der EZB, die bis vor kurzem in einer zeitlichen Koppelung zu den Arbeitsmarktdaten der USA abgegeben wurden, hatte man eine Strategie ersonnen, die dem Gebaren der Chinesen Einhalt gebot. Ein endlos steigender Aktienmarkt in Europa und den USA und eine weitere Aufwertung der chinesischen Währung mit einem stagnierenden Aktienmarkt waren die Folgen.

Zu Beginn des Jahres 2014 entschied sich die chinesische Notenbank, verstärkt US-Anleihen zu verkaufen. Sie empfahl ihren Banken gleichzeitig  US-Dollar gegen Yuan zu handeln und konnte so den Effekt intensivieren. Infolge verbilligte sich Yuan verhältnismäßig stark, und Dollar wurde teurer.

Mit den sich daraus entwickelnden Turbulenzen hat Dax seit Jahresbeginn zu kämpfen.

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Russland wehrt sich schon länger mit Erfolg gegen die Politik der US-Dollar Vermehrung und wählt auch den Weg der Veräußerung amerikanischer Staatsanleihen. Das Land ist auf einen marktgerechten Preis seiner Rohstoffe, besonders Öl und Gas, angewiesen, die in US-Dollar bezahlt werden. Es ist einfach nicht günstig für das Land, wenig Dollar für die Rohstoffe zu bekommen.

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Auch sieht sich Russland durch einen niedrigen Dollar einem Verdrängungswettbewerb ausgeliefert. Amerika versucht seine Profite aus der Entwicklung der Ölschiefervorkommen zu einem günstigen Dollarkurs  zu exportieren. Ohne Frage würde dies, sollte es gelingen, die ewig miserable Handelsbilanz Amerikas verbessern.

Ein Graus wäre es hingegen, wenn sich die Märkte eine andere Währung suchten, mit der sie zukünftig auch Rohstoffe bezahlen möchten. Es hätte unabsehbare Folgen für die amerikanische Wirtschaft, könnte der US-Dollar nicht mehr durchgängig als Leitwährung dienen, denn auf diesem Fuß steht auch die US-Staatsverschuldung. Wenn andere Länder nicht mehr im bisherigen Maße darauf angewiesen sein werden US-Dollar zu kaufen, wer nimmt dann noch, außer der FED, amerikanische Staatsanleihen ab? yuan-steigt-zur-zweitwichtigsten-handelswaehrung auf

Übrigens ist nach der jüngsten Veräußerung der US-Staatsanleihen durch die Chinesen und Russen, Belgien zu einem neuen Liebhaber dieser heißen Ware geworden – man vermutet stellvertretend für die EU. Es treibt den Euro nach oben, wie einst den Yuan im Verhältnis zum Dollar. Die europäische Exportwirtschaft könnte bei Fortsetzung darunter leiden. Auch das könnte, für Amerika und seine Güter, Platz in der Welt schaffen, exportiert Deutschland doch ohnehin zu viel.

Belgien kauft US-Staatsanleihen

Aus der Entwicklung des Euro im Verhältnis zum Yuan können wir bereits entnehmen, dass auf Euro etwas zukommen könnte.

 

Für Russland ist das Schwarze Meer mit einem gepachteten Hafen auf der Krim ein unersetzlicher Handelsweg, sicherlich auch militär-strategisch wichtig,  mit Zugang über den Bosporus zum Mittelmeer.

Durch die Ukraine verlaufen verschiedene Gaspipelines, über die Gas aus Russland nach Westeuropa gelangt. Darüber die Kontrolle zu verlieren, wäre für Russland ein harter Schlag.

Die strategische Waffe

Diese unzähligen Verquickungen mögen auch den Hintergrund dafür bilden, dass Warren Buffett unlängst meinte, es würden wirtschaftlich glänzende Zeiten auf Amerika warten. Vermutlich setzt er dabei auf die vermeintliche Unschlagbarkeit Amerikas. Der Markt könnte diesen Gedanken auch noch ein bisschen weiter handeln. Immerhin ist der arabische Raum ausreichend destabilisiert, so dass von dort her keine Alternative zum US-Dollar, wie in 2006/2007 in Form des Euro, mehr kommen wird. Auch  ein Angebot von Flüssiggas und Öl, das ausschließlich für Dollar zu haben wäre, machte einer alternativen Währung das Leben schwer und würde einen Schutzwall für die amerikanische Währung bilden können.

Sollte Dax stark unter den aufgeführten Rivalitäten leiden, dürfen wir annehmen, dass Europa als der Ort der Auseinandersetzungen betrachtet wird, möglicherweise mit einer Unterbrechung der Energieversorgung.

Die amerikanischen Indizes:

Allen voran stelle ich heute Dow Transportation vor.

Am Freitag hatte er ein neues Allzeithoch erreicht, das per Schlusskurs nocheinmal zurückgezogen wurde.

Transportation generiert schon gerne mal ein Fehlsignal, dennoch sollte man das Ereignis im Auge behalten. Nach der Dow-Theorie ist es ein Kaufsignal für den gesamten Markt.

 

 

 

Nasdaq, mit einer kleinen Lunte an der zweiten roten Tageskerze, könnte trotzdem bis 3.670 rutschen und an der 20 Tagelinie intraday abprallen, um so das Bollingerband wieder nach oben zu öffnen. Erst mit einem Schlusskurs unterhalb der 3.670/3.668 könnte man weitere, geringfügige Verlusten erwarten. Die Verjüngung des Bollingerbandes bereitet einen Ausbruch vor.

 

 

 

 

Dow ist seit Freitag nicht mehr sehr weit von einem neuen Allzeithoch entfernt. Geringe Kurszuwächse genügten, um ein kleines Kaufsignal durch positiven Überschnitt der 20- mit der 50-Tagelinie hervorzurufen und so das obere Bollingerband, das sich bereits im Ansatz hebt,  ein Stückchen weiter nach oben zu öffnen.

 

 

 

 

 

S&P notierte am Freitag mit einer roten aber unentschiedenen Tageskerze am oberen Bollingerrand. Das sieht nach einem Ende der Aufwärtsbewegung aus. Der Unterstützungsbereich bei 1850 ist aber vorerst nicht gebrochen. Auch könnte das schöne Kaufsignal dafür sorgen, dass das Sicherheitsbedürfnis vom Wochenschluss zum Wochenstart schon wieder ein anderes Gesicht bekommt.

 

Ohnehin könnte die kommende Woche volatil werden.

 

 

Der asiatische Markt.

China hatte zum Wochenende ein Handelsbilanzdefizit von erheblichem Umfang gemeldet. So etwas kam schon lange nicht mehr vor. Der Montag dürfte die Woche mit einem Kursverlust anstimmen, so dass HangSeng weiter seitwärts liefe.

 

 

In solch einem Umfeld traut man sich kaum, Positives von Nikkei zu erwarten.

Ich bin jedoch überzeugt, dass Japan  nichts unversucht lassen wird.

Hält  sich der Index vorwiegend über 15.200 könnte es ihm sogar gelingen, die Formation positiv zu nutzen.

 

 

 

 

Euro läßt sich nun in einem aufsteigenden Dreieck lesen. Eine solche Formation wird selten widerrufen. Man könnte sich auf ein Kursziele bis 1,43 einrichten. Allerdings darf die europäische Währung auch bis 1,36 fallen, ohne dass das Ziel verworfen werden müsste.

 

 

 

 

 

 

Aufmerksamkeitslinie:

Dax befindet sich zum Handelsschluss am Freitag um 22.00Uhr mit 9.392 Punkten sehr tief im Abwärtsmodus.

Meine Aufmerksamkeitslinie verläuft bei 9.505.

Die Freitagskerze umfasst knapp 200 Punkte, so dass das Chartbild ad hoc einen stark bearischen Eindruck macht. Positiv muss man aber vermerken, dass das untere Bollingerband nicht unterschritten wurde, wenngleich es nun nachgibt und Vorbereitungen treffen könnte für eine Abwärtsfahrt.

Dies müsste in den nächsten Tagen bestätigt werden.

Zunächst läßt sich feststellen, dass sich Dax in einer Seitwärtsphase befindet. Er könnte von der am Freitag erreichten Basis aus einen Ausbruch nach oben suchen. Schließlich ist der RSI fast im überverkauften Terrain angekommen.

Für Montagmorgen ist eine negative Ausgangslage zu erwarten. Wenn Dax den Unterstützungsbereich 9.322/9.315 nicht unterschreitet, könnte es zu einer raschen Gegenbewegung kommen.

Unterhalb der genannten Marken könnten 9.283, 9.263 und 9.254 ein Ziel werden. Aber erst unterhalb  der Barriere bei 9.142 würde es ausgesprochen kritisch, und weitere Verluste bis 8.800 /8.600 und 8.300 stünden im Raum. Die 200-Tagelinie sei als ein übliches Ziel genannt; sie verlief am Freitag bei 8.806 Punkten.

Hält sich Dax Montagmorgen  am Bollingerrand 9.339  oder an der Unterstützungslinie bei  9.322 bzw. 9.315 könnte der Tag noch positiv enden. Mit der Rückeroberung der 9.399er Barriere und einem Schlusskurs bei 9.429 wäre ein Anfang gemacht.

Solange im Verlauf der Woche die 20-Tagelinie und 9.635 nicht überschritten werden, sieht es für Dax düster aus. Ein Kurssturz bis in den genannten Bereich wäre jederzeit möglich, auch wenn die Optionshändler die 9.000er Marke zum Verfallstermin am 21.März verteidigen werden.

Der amerikanisch Film, den ich zitierte, kennt nur einen Sieger; der Rivale blieb auf der Strecke.

Ich persönlich würde mir aber für den real existierenden Tanz am Abgrund das Überleben aller Beteiligten wünschen.

Gesundheit und Wohlbefinden.

 

 

 

 

 

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