Ein Marktbewegungsuntersuchungsbericht

Ha, ich liebe die deutsche Sprache, auch wenn ich beim Schreiben, hier und da, meine leicht legasthenischen Züge erkennen lasse. Ich liebe die Sprache besonders deshalb, weil sie in der Lage ist, mit einem einzigen Wort eine Sache detailliert zu beschreiben und dabei auch manchmal erfinderisch ist.

Am besten hatte mir damals in zarten Alter von neun Jahren, der von Astrid Lindgren erfundene Begriff des Drehumdiebolzeningenieurs gefallen. Ein Berufszweig der heute hoch aktuell ist, befasst er sich doch mit der Frage, wie man Berg- und Talfahrt so miteinander verknüpfen könnte, dass daraus eine angenehme und leichte Reise wird.

Auch wenn ich so heiter beginne, weiß ich noch nicht, ob es für Sie lohnend wird,  Ihre Zeit etwas verschwenderisch zu verwalten.

Wer weiß, ob Sie am Ende  ein Marktbewegungsuntersuchungsberichtsergebnis finden werden.

DAX Pro

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Bericht

Dax hatte am Freitagmorgen die Chance auf ein Gap-Up noch vor Handelsstart widerrufen und arbeitete folglich den ganzenTag daran, den harten Widerstand bei 9.282 zu überwinden. Mit einer dritten grünen Tageskerze ist es ihm zum Schluss gelungen. Das erste Ziel 9.370 konnte er noch nicht erreichen, der Schlusskurs um 22.00Uhr bei 9.345 lag aber immerhin 22 Punkte über dem Tageshoch. Vielleicht folgt ein Gap-Up am Montagmorgen und eine vierte grüne Tageskerze?

Gibt es Entspannung und hat ein Ingenieur an den Bolzen geschraubt?

Untersuchung

rückblickend:

Verschiedentlich hatte sich Dax seit Sommer 2012, nach einer durchaus nennenswerten Korrektur, zu einer jähen Umkehr entschlossen, die machmal zu außergewöhnlichen Kaufexessen führte.

Schauen wir uns diese Prozesse mit Hilfe des MACDs und RSIs an, und versuchen wir, daraus etwas abzuleiten.

macd-Ecke 2

Im MACD habe ich drei entscheidende Umkehrpunkte markiert.  Es handelt sich an jeder dieser Stellen um so genannte MACD-Ecken.

Diese ersichtlich scharfen Wenden treten jeweils mit der zweiten grünen Tageskerze auf. Ihr folgen etwa 1000 Punkte im Dax, gelegentlich auch mehr.

Zum vergangenen Freitagsschluss hatte Dax im MACD noch kein solches eindeutiges Signal generiert, trotz dritter grüner Tageskerze.

Dax fehlt es offensichtlich an Entschlossenheit, so dass weiterhin  Gefahr besteht, und alle Bemühungen sich in Luft auflösen können.

 

(Den Begriff ‘MACD-Ecke’ habe ich nicht erfunden. Ich habe ihn vom Doc – Dr.Markus Schoor -übernommen.)

Der RSI hat seit Mai vergangenen Jahres nie wieder zu solch einem Hoch gefunden, trotz unablässig steigender Kurse. Ein solcher Befund muss einem Zusammenhang haben mit anderen Markterscheinungen. Diese zeige ich Ihnen im folgenden.

dax handelsvolumenDie Umsätze an der Deutschen Börse sind seit 2011 kontinuierlich rückläufig.

 

 

 

 

 

 

 

Gleiches läßt sich an den amerikanischen Börsen ablesen, hier beispielsweise im S&Ps&p Volumen

(vgl.auch handelsvolumen-an-boersen-weltweit-ruecklaeufig-in-2012/ )

Man kann vermuten, dass die steigenden Kurse daher rührten, dass die Bereitschaft der wenigen Marktteilnehmer, sich von ihren Werten zu trennen, sehr gering war. Wer Aktien haben wollte, musste relativ hohe Preise in Kauf nehmen.

Seit Mai letzten Jahres ließ aus irgendeinem Grunde das Interesse nach, an dieser Reise teilzuhaben.

Im Mai kündigte Herr Bernanke an, dass ein  Tapering begonnen würde, sobald die Arbeitsmarktdaten es zuließen. Die Aussicht auf eine  Verringerung der Anleihenkäufe  rief infolge die Divergenz im RSI hervor, eventuell angetrieben von der Sorge um die nicht abschätzbaren Folgen der Maßnahme.

t-BondParallel dazu ließ sich beobachten, dass anders als erwartet, die Zinsen der Staatsanleihen nur mäßig stiegen und gegenteilig, mit wieder anziehenden Aktienkursen, erneut fielen.

 

 

Da wirft sich freilich die Frage auf, für wen werden, bei anziehenden Kursen, die Staatsanleihen mit geringen Zinsen interessant?

Man kann diese Frage nicht ohne einen Blick auf das sogenannte “smart money” beantworten.

Das Verhalten des Smart Money läß sich ganz gut an der folgenden Beschreibung, die ich anonym im Netz fand, begreifen. Ich zitiere sie hier und erspare mir eine eigene Definitionen:

Als “smart money” bezeichnet man – durchaus schwammig und nicht konkret definiert – eine Gruppe von Händlern, die die richtige Nase und die nötige Disziplin besitzen, um – im Gegensatz zum “stupid money” – im richtigen Moment zu investieren.

Sie setzen keine Trends, sie springen nur rechtzeitig auf und ab.

Sie arbeiten nach einem bestimmten System, das in den sog. “Akkumulations-” und “Distributionsphasen” handelt. Vielleicht bekanntester Anhänger dieser Technik war Rothschildt, der sinngemäß sagte, er habe eine ganz simple Technik, er handle einfach “immer zu früh”. Das definiert dieses System als “Handeln vor der dummen Masse”, “kaufen, wenn die Kanonen donnern”, als ignorieren von sog. “Meldungen”, die nur zur Verwirrung der Masse dienen.

“Smart” heißt hier einfach: Klüger sein als “die Anderen” und eben “vordenken” statt “stupid” hinterherzulaufen.

Jeder kann zum “smart money” gehören – er muß sich nur entsprechend verhalten. (Zitat Ende)

bullish percentAls im Mai letzten Jahres der Bullish Percent Index den höchsten Stand aller Zeiten erreicht hatte und mit Bernankes Taperingankündigung quittiert wurde, begann  Smart Money, bei wieder anziehenden Kursen im September, nach und nach Positionen zu vermindern oder aufzulösen.

Das scheint logisch, denn ein höherer Prozentsatz als 80 Prozent aller an der New York Stock Exchange notierenden Aktien würde wohl  in näherer Zukunft schwerlich ein Point und Figure Kaufsignal aufweisen.

(Ich wähle diese Darstellung des BPNYA, damit Sie ihn besser lesen können, als den – für Sie sicher ungewohnten – Point und Figure Chart.)

Das Verhalten von Smart Money beeinflusste auf diese Weise erheblich die Ausschläge des RSI und die Notierungen in den Staatsanleihen.

Euro BundFür Euro Bund läßt sich das Gleiche feststellen wie für T-Bonds, sogar noch etwas ausgeprägter. Smart Money bewegte sich in Richtung Sicherheit.

 

 

 

Aus dieser Beschreibung bleibt festzuhalten, dass  Anleger nach wie vor auf großen Positionen in Staatsanleihen sitzen, die hoch notieren bei geringen Zinsen. Auch erklären die geringen Börsenumsätze, weshalb bei stetig steigenden Aktienkursen die Staatsanleihen in der Vergangenheit ebenfalls höher notierten und die Zinsen niedrigblieben.

vorausblickend:

Die Fed hat in Janet Yellen einen neuen Vorsitz gefunden. Sie wird am kommenden Dienstag ihre Antrittsrede halten. Alle werden gespannt sein auf ihre Äußerungen und Absichten hinsichtlich der Anleihekäufe durch die FED. Es ist nicht anzunehmen, dass sie den bisherigen Fahrplan wesentlich verändern wird.

Verminderte Anleihenkäufe durch die Fed werden, aller Voraussicht nach, zu niedrigeren Notierungen in den Staatsanleihen führen und zu höheren Zinsen.  Die Anleger sitzen auf der falschen Seite, wegen ihres Misstrauens gegenüber der weltwirtschaftlichen Entwicklung und wegen des befürchteten Scheiterns des amerikanischen Wirtschaftsaufschwungs.

Was tun? Die einfachste Lösung wäre diese: Auch zu relativ hohen Kursen Aktien kaufen bis Anleihen wieder niedrig notieren, am besten niedriger als im September, um dann im geeigneten Moment wieder in Anleihen zu flüchten, zu niedrigen Notierungen und höheren Zinsen. So könnten sich die Börsen weiter hochschaukeln, ohne dass es zu nennenswerten Korrekturen kommt.

Im Zuge einer solchen Entwicklung sollten aber auch die Umsätze an allen Börsen wieder zulegen, denn ohne einen solchen Prozess werden die Staatsanleihen auf einem hohen Niveau verweilen.

Alternativ zu den Investitionen in bereits bestehende Unternehmen oder in Staatsanleihen könnte das ‘Große Geld’ sich auch in andere, neue gesellschaftlich- und wirtschaftwirksame Investitionen begeben, denn die ihm innewohnende (angedichtete?) Gier ist begrenzt und seine Kreativität und Durchsetzungskraft ist legendär; eine Selbstzerstörungswut sollte nicht vorausgesetzt werden.

Fraglich ist nur, ob und wie die Staaten in ihrer Überschuldungsnot – und daraus resultierender Regulierungswut, die immer neue finanzielle Mittel erforderlich machen bei enormen Geldverzehr, mit Interventionen, Umverteilungen etc. – in der Lage sein werden, dieses Potential zu nutzen.

Sollte das ‘Große Geld’ verstärkt den zuletzt genannten Weg suchen, wird sich am Aktienmarkt nicht viel tun und auch nicht in den Staatsanleihen, denn bis solche Alternativen gefunden und ihre Wirkung zeigen werden, kann viel Zeit ins Land gehen. Unterdessen wird das schnelle Geld den Aktienmarkt weiter bestimmen, was durchaus dazu führen kann, dass wir neue Allzeithochs sehen werden.

Berichtsergebnis:

Kommt es in den folgenden Tagen, besonders nach der Antrittsrede von Janet Yellen zu weiter steigenden Kursen, sollte sich auch eine Umkehr in den Börsenumsätzen abzeichnen, die kontinuierlich verläuft.  Infolge könnten wir dann nicht nur ein neues Allzeithoch im Dax erwarten, sondern eine kaum korrigierende Aufwärtsbewegung, die bis 10.256 / 10.291 oder auch 10.390 /10.427 führt. Sollte dieser Aufwärtsschub von den beschriebenen Erscheinungen begleitet werden, könnte man nach einer kräftigen Korrektur auch Kurse bis 12.155, 12.852 ggf. 13.172 erwarten.

Es ist zum Schwindeligwerden – scheinbar – dabei sind es nur noch einmal so viele Punkte, wie wir sie seit Sommer 2011 einsammeln konnten. Entsprechend wären die Ziele bis zum Juli 2016 erreichbar.

dax kursindexEin wichtiges Kriterium auf diesem Weg wird Dax Kursindex liefern. Kann er sich über dem Allzeithoch aus 2007 etablieren? Wir erwarten dies, nicht wahr?

 

Eine weniger stürmische Bewegung, der eventuell eine MACD-Ecke mangelt, könnte die Aufwärtsbewegung vom 12.Dezember bis 21. Januar wiederholen und bei 9.884 enden. Danach könnte erneut eine Korrektur einsetzen, was einer Seitwärtsbewegung nahe käme.

 

 

All die positiven Aussichten sind für die nächsten Monate zum Scheitern verdammt, wenn Dax 9.590 nicht überwindet – oder sich schon früher zeigt, dass er 9.282 nicht halten kann. Trotz Tapering könnten dann die Staatsanleihen zu neuen Hochs gelangen.

 

DAXAufmerksamkeitslinie:

Mit Schlusskurs um 22.00 Uhr bei 9.345 Punkten befindet sich Dax gut im Aufwärtsmodus. Meine Aufmerksamkeitslinie liegt bei 9.227 Punkten. Für diese sollte sich Dax besser nicht interessieren, denn von dort aus hätte er es schon wieder schwer, den Widerstandsbereich 9.263/9.282 zu überwinden. Das bereits letzte Woche erwähnte Abwärtspotential  bis  8.200 könnte infolge aktiviert werden.

Kann sich Dax über dem Widerstand 9.282 halten, stehen 9.376 auf dem Plan. Im Anschluss möchte er dann vielleicht auch die wichtige Barriere bei 9.399 überwinden und 9.432 erreichen.

 

Fraglich ist allerdings, ob sich die Märkte  vor der Inaugurationsrede der Fed-Präsidentin am Dienstag um 16.00Uhr in Bewegung setzen können. Eine abwartende Haltung scheint mir wahrscheinlicher, so dass eine echte MACD-Ecke noch auf sich warten ließe. Die Überwindung der 20-Tagelinie könnte so gesehen frühestens am Dienstag/ Mittwoch erfolgen.

Vielleicht wird es von den Wirtschaftsdaten der europäischen Länder abhängen ob Dax am Montag schon oberhalb der 9.376 den Xetra-Handel schließen kann. Damit würde er die 50-Tagelinie zurückerobern, was ihn in eine vorteilhafte Lage versetzte.

Gesundheit und Wohlbefinden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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